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Das jenseitige Tal

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Landschaftsidyll in den Alpen (Fotolia: and.one)

Gibt es ein Leben nach dem Tod? Und wenn ja, wie sieht es aus? Diese Fragen beschäftigen die Menschen, seit es die Menschheit gibt. Wo das Wissen fehlt, soll der Glaube helfen. Jenseitsvorstellungen gibt es in vielen Religionen: Wiederauferstehung, ewiges Leben, Himmel, Hölle, Paradies, Garten Eden und Fegefeuer. Künstler haben den Vorstellungen der Gläubigen und Kirchenmächtigen und der eigenen Fantasie Gestalt verliehen.

Landschaft und Paradies  

Besonders viel Kreativität haben die Christen bei der Gestaltung der Krippenlandschaften entwickelt. Keine Kirche, die in der Weihnachtszeit nicht die Krippe mit Stall, Jesuskind, Maria und Josef, den Heiligen drei Königen und Tieren zeigt. Der Fantasie sind bei der Gestaltung keine Grenzen gesetzt. Das Landschaftsbild, in der die Szenerie spielt, ist weniger am historischen Bethlehem orientiert, sondern an der eignen Heimat. 

Als Begründer der sinnfälligen Darstellung des Weihnachtsgeschehens gilt der Heilige Franz von Assisi, der 1223 in dem kleinen Ort Greccio im italienischem Latium anstelle einer Predigt mit lebenden Tieren und Menschen das Weihnachtsgeschehen nachstellte. Die 1562 von Jesuiten in Prag aufgestellte Weihnachtsdarstellung gilt heute allgemein als erste Nennung einer Krippe im heutigen Sinn. In den folgenden Jahren wurde in Kirchen das Aufstellen von Krippen zur Weihnachtszeit fast zur Prestigesache. (1)

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Weihnachtskrippe in der Kirche Mariahilf in Graz (Fotolia: Zatletic)

Das irdische Paradies ist der in der Genesis beschriebene Garten Eden. Obwohl es auf der Erde lokalisiert ist, verspricht es neben sinnlichen Genüssen und Kostbarkeiten das ewige Leben, wobei hier die Einschränkung gilt, dass das ewige Leben auf den Aufenthalt im Garten beschränkt ist. Das irdische Paradies wird in fast allen Quellen als nicht zugänglich beschrieben. Dennoch bleibt die Suche danach ein beliebtes Thema, wie die verschiedenen Quellen zeigen. Die Suche nach dem irdischen Paradies wird immer als strapaziös und gefährlich geschildert. (2)

Das muslimische Paradies

Plastisch beschreiben Suren im Koran den Aufenthalt im muslimischen Paradies.

Der arabische Begriff für Paradies im Koran, „dschanna“ bedeutet „Garten“. Das verwandte türkische Wort „cennet“ steht auch für Paradies, veraltet für Garten. Das Paradies besteht aus mehreren Gärten (Suren 55, 46ff.) und wird von Wärtern bewacht (Suren 39, 73) (3). In den „Gärten von Eden“ (Suren 19, 61) liegen die Geretteten im Schatten, genießen Früchte (Suren 55, 68) und Fleisch.

„Es wird lebensfrohe Gesichter geben, die mit dem Eifer, den sie bei ihren guten Werken gezeigt haben, zufrieden sind und sich in einem hochgelegenen Garten befinden, in dem sie kein leeres Gerede hören, und in dem es eine ständig fließende Quelle gibt, und dick gepolsterte Ruhebetten, bereitgestellte Humpen, Kissen eines neben dem andern, und Teppiche, die da und dort auf dem Boden ausgelegt sind“ (88, 8-16).

Im Paradies fließen „Ströme von Wasser, Milch, Wein und Honig“ (47, 15) .

Die Gläubigen tragen schöne Gewänder aus Brokat und Seide (35, 33) und sind mit Goldschmuck geschmückt (18, 31; 76, 21). Sie haben „Armringe aus Gold“ und „sind mit Perlen ausgestattet“ (35, 33).

Sure 56 schildert anschaulich das genüssliche Leben im Jenseits:

„Auf golddurchwirkten Ruhebetten liegen die, die Gott nahe stehen, einander gegenüber, während ewig junge Knaben unter ihnen die Runde machen mit Humpen und Kannen voll Wein und einem Becher voll von Quellwasser, von dem sie weder Kopfweh bekommen noch betrunken werden und mit allerlei Früchten, was immer sie wünschen, und Fleisch von Geflügel, wonach sie Lust haben. Und großäugige Houris haben sie zu ihrer Verfügung, in ihrer Schönheit wohlverwahrten Perlen zu vergleichen“ (56,15-23).

In diesen Zitaten wird deutlich, dass Allah eine Fülle an bestem Essen und Trinken für seine Gläubigen verspricht. Die Qualität der Schalen und Becher spielt dabei auch eine Rolle: Silber (76,15-16) bzw. Gold (43,71).
Neben dieser fürstlichen Bewirtung verheißt der Koran den rechtgläubigen Männern im Paradies wunderschöne Frauen. Es sind großäugige und vollbrüstige „Houris“, die ihnen als jungfräuliche Gattinnen zur Verfügung stehen werden (52,17-24).

Das christliche Reich

Was das Leben der erlösten Christen nach dem Tod angeht, so bezeichnet die Bibel diesen Zustand als ewiges Leben oder Reich Gottes, was sich vom Paradies in einigen Punkten unterscheidet. Johannes, dem Schreiber der Offenbarung, wird von Gott ein Blick in dieses neue Reich gewährt (siehe Offenbarung 21- 22). In diesem Reich wird Gott selber regieren, es wird ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit sein. Tod, Krankheit und Mühe werden der Vergangenheit angehören. Es wird keine Nacht mehr geben, Gott selbst wird das Licht sein. Im Gegensatz zum Paradies im Islam wird es im Reich Gottes Mann und Frau nicht mehr geben, alle Menschen werden gleich sein (Lukas 20,34-36). Die klaren Aussagen über das Leben nach dem Tod in der Bibel sollen deutlich machen, dass es sich dabei nicht um eine Projektion menschlicher Wünsche handelt, sondern um eine ganz andere von Gott geplante Wirklichkeit. (4)

Einer Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2012 zufolge glauben in Deutschland zwei Drittel der Menschen an ein Leben nach dem Tod. Interessanterweise sind es vor allem die Jüngeren unter dreißig, die in diesem Glauben sicherer sind als die Älteren.

(1) de.wikipedia.org/wiki/Weihnachtskrippe
(2) de.wikipedia.org/wiki/Irdisches_Paradies
(3) orientdienst.de/muslime/minikurs/paradies/
(4) de.wikipedia.org/wiki/Garten_Eden