Der Hang zum Ausstieg aus der profanen Welt
Die Schauspielerin Shirley Eaton (in der Rolle der Jill Masterson) im James Bond-Film „Goldfinger“
Skelette geben Zeugnis der Geschichte und erzählen Geschichten. Als „ältester Mensch“ der Welt gilt ein Fund aus Äthiopien. Ardi, wie die Forscher das weibliche Skelett nennen, ist mit 4,4 Millionen Jahren sogar über eine Million Jahre älter als der berühmte Fund Lucy aus dem Jahr 1974. Die bislang ältesten Überreste des modernen Menschen, datiert auf 160.000 Jahre, fand ein internationales Forscherteam 1997 ebenfalls in Äthiopien. (1) Mit Hilfe der Jahrtausende und Jahrmillionen alten Skelette lassen sich nicht nur Einzelschicksale, sondern entwicklungsgeschichtliche Zusammenhänge erforschen.
Das Skelett des heutigen Menschen setzt sich aus über 200 einzelnen Knochen zusammen. Die Knochensubstanz besteht aus Knochenzellen, welche in die Knochenmatrix eingebettet sind. Sie setzt sich zu 25 Prozent aus Wasser, zu 30 % aus organischen Materialien und zu 45 Prozent aus anorganischen Stoffen (vor allem Hydroxylapatit) zusammen. Die organischen Anteile bestehen zu 95 Prozent aus Kollagen Typ I und zu fünf Prozent aus Proteoglycanen sowie mehreren anderen nichtkollagenen Proteinen, beispielsweise Osteonectin, Osteopontin und Osteocalcin. Menschliche Knochen bestehen aus nanokristallinem Hydroxylapatit, das in eine Collagenmatrix eingebaut ist. (2)
Die ältesten bisher gefundenen Gräber werden auf etwa 50.000 vor Christus datiert. Zu den ältesten Beerdigungsformen zählt das „Hockergrab“. Der Leichnam liegt wie ein Embryo mit angezogenen Beinen und gekrümmtem Rücken auf der Seite in einem Steingrab. Sollte es so aussehen, als ob der Tote schläft? Drückte seine Haltung die Erwartung einer Wiedergeburt aus? Waren die Leichen zusammengeschnürt worden, weil man Angst vor den Toten hatte? Oder wollte man Platz sparend möglichst viele Leichen in einem Grab unterbringen? Es bleiben Spekulationen. (3)
Sicher ist nur, dass Begräbnisse schon in frühen Kulturen eine wichtige Rolle spielen. Das belegen eindrücklich die Hünengräber: Bis zu 12 Meter lange aus großen Gesteinsblöcken zusammengefügte Kammern, die mit Erde bedeckt sind. Sie bieten Platz für bis zu hundert Tote. Ihre Bauweise muss ein ungeheurer Arbeits- und Zeitaufwand gewesen sein. In späteren Zeiten meinte man, dass nur „Hünen“, also Riesen, diese Grabstätten gebaut haben könnten. Daher der Name „Hünengräber“. (4)
Die Steinsärge im antiken Griechenland hießen übrigens „sarkophagos“, was übersetzt „Fleischfresser“ heißt, weil sie aus einem Kalkstein waren, der die Verwesung förderte. Aus „sarkophagos“ wurde im Deutschen „Sarkophag“ und „Sarg“.
Über die Zeit - in gemäßigten Zonen unseres Planeten etwa nach ein bis zwei Jahren - zersetzt sich das Körpergewebe vollständig, wobei Haare, Fingernägel und Sehnen länger erhalten bleiben. Nur noch das Knochengerüst der Körpers bleibt übrig. In vergangenen Jahrhunderten war es üblich, nach einer gewissen Ruhezeit Schädel und Oberschenkelknochen zu bergen, zu säubern, teilweise sogar zu beschriften und zu bemalen und in sogenannten Beinhäusern auf den Friedhöfen aufzubewahren. (5)
Im Jahr 2010 starben in Deutschland knapp 859.000 Menschen. Etwa die Hälfte der Verstorbenen erhielt eine Erdbestattung. Der Trend geht vermehrt hin zu mehr Feuerbestattungen, unter anderem weil die Einäscherung als hygienischer empfunden wird: Der Mythos, im Sarg unter der Erde von Würmern aufgefressen zu werden, hält sich beharrlich – zu Unrecht. Würmer leben nur bis zu einer Bodentiefe von etwa 30 Zentimeter, die Grabtiefe ist aber für gewöhnlich 1,6 bis 2 Meter. Außerdem ernähren sich Würmer vorwiegend von Pflanzen und Erde und nicht von menschlichen Überresten. (6) Der Verstorbene kann also in Frieden verwesen.
Die ältesten bekannten Goldartefakte der Menschheit sind insgesamt etwa 3.000 goldene Objekte aus dem Gräberfeld von Warna (Bulgarien), die als Grabbeigaben niedergelegt wurden und zwischen 4.600 – 4.300 v. Chr. datiert werden. Mehr als 7.000 Goldobjekte sind aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. aus Gräbern der osteuropäischen Majkop-Kultur bekannt. Das Neue Testament erwähnt Gold (neben Weihrauch und Myrrhe) als eines der Huldigungsgeschenke der Weisen aus dem Morgenland für den neugeborenen Jesus (Matthäus 2,11 EU). (7) Die Gier nach Gold wurde mit der Vormachtstellung der europäischen Seemächte Spanien, Portugal, England und Italien zu einem maßgeblichen Grund für Kriege und Eroberungszüge der Neuzeit. Besonders der Goldreichtum der indigenen Völker in Mittel- und Südamerika lockte nach der Entdeckung Amerikas im Jahre 1492 europäische und insbesondere spanische Eroberer (Conquistadores) an, die Gold in Galeonen nach Europa brachten. Immer wieder zogen Goldfunde große Scharen von Abenteurern an. Im 19. Jahrhundert kam es in Alaska, Australien und Südafrika zu Goldrausch genannten Massenbewegungen in die Gebiete großer Goldvorkommen. (7)
Die Gier der Herrschenden nach Gold und der weitverbreiteten Glauben an die Umwandelbarkeit von unedlen Metallen in Gold bedienten viele Alchemisten seit dem alten Ägypten mit esoterischen und mythisch gefärbten Spekulationen bis hin zu betrügerischen „Goldmachern“. Alchemisten hatten gegenüber Außenstehenden häufig ein strenges Schweigegebot bezüglich ihrer Kenntnisse. Sie bedienten sich einer verschlüsselten Fachsprache, die für Uneingeweihte nicht verständlich war. Viele Geheimnisse wurden nur mündlich den vertrauenswürdigsten Schülern anvertraut, wobei die Bezeichnung Adept die Bedeutung von Eingeweihter erhielt. Ab dem 16. Jahrhundert verbreitete sich das alchemistische Wissen mit dem Aufkommen des Buchdrucks, der Handschriften ersetzte, in breitere Kreise.
Die Alchemisten beziehen auch häufig die Astrologie mit ein, so stehen die Metalle für Himmelskörper: das Gold für die Sonne, das Silber für den Mond, das Eisen für den Mars, das Kupfer für die Venus, das Quecksilber für den Merkur. Gold beziehungsweise die Goldmedaille ist die höchste Auszeichnung in vielen Disziplinen. Schmuck, Kult- und Gebrauchsgegenstände aus Gold unterstreichen deren besondere Wertigkeit. (8)
Rheingold-Dukat mit Stadtansicht von Mannheim aus dem Jahre 1767; im Vordergrund sind vier Goldwäscher zu sehen (Foto: Dr. Thomas Tütken, Universität Bonn)
Im Ring der Nibelungen bewachen die drei Rheintöchter (Nixen) Woglinde, Wellgunde und Floßhilde im Rhein auf Geheiß ihres Vaters das Rheingold. Alberich, einem Nibelungen, der aus der Tiefe hervorsteigt, gelingt es, das Gold an sich zu reißen. Er weiß, dass mit dem Gold „maßlose Macht“ und die Herrschaft der Welt demjenigen zuteilwerden könne, der „aus dem Rheingold schüfe den Ring“. (9)
In welcher Form auch immer das Edelmetall erscheint, es hat eine besondere Bedeutung. Das bei der Ikonenherstellung eingesetzte hochkarätige Blattgold soll das Himmlische symbolisieren, deshalb haben Ikonen meistens einen goldenen Hintergrund als "Fenster zur Ewigkeit". Blattgold ist so dünn, dass ca. 4.000-6.000 Blatt einen Millimeter ausmachen. Bei einem feierlichen Anlass wird Gold auch schon mal verspeist, ohne dass die Einnahme überhaupt nahrhaft wäre. Der Verzehr von Blattgold ist ungefährlich und beispielhaft in Danziger Goldwasser trinkbar. 22-karätiges Blattgold wird als Lebensmittelfarbstoff Gold E 175 auch zum Vergolden von Speisen verwendet. (10)
Die berühmteste „Goldleiche“ der Filmgeschichte ist die Schauspielerin Shirley Eaton (in der Rolle der Jill Masterson), die im James Bond-Film „Goldfinger“ mit Gold überzogen tot auf Bonds Bett liegt. Auch ist der Nachname Goldfinger ein Hinweis auf den mythischen König Midas, der alles, was er mit der Hand berührte, zu Gold machen konnte. (11)
3.387 Tonnen Goldreserven besitzt allein die Deutsche Bundesbank. Sie hält damit nach den USA weltweit den zweitgrößten Goldschatz. Die größten Pro-Kopf-Reserven besitzt die Schweiz mit 130 Gramm pro Einwohner. Deutschland kommt weit hinter den Eidgenossen nur auf 41 Gramm pro Einwohner. Wie selten das Edelmetall Gold ist, zeigt ihr Vorkommen. Es beträgt nach Schätzungen etwa 4 Gramm pro 1.000 Tonnen Gestein. (12)
Das aus den 1910er Jahren stammende Männerskelett ist mit 24-karätigem Doppelgold belegt. (Stärke etwa 1/4500 Millimeter)
(1) www.sueddeutsche.de/.../die-aelteste-vorfahrin-des-menschen 17.5.2010
(2) de.wikipedia.org/wiki/Knochen
(3) planet-wissen.de/alltag_gesundheit/tod
(4) de.wikipedia.org/wiki/Großsteingrab
(5) planet-wissen.de/alltag_gesundheit/tod
(6) planet-wissen.de › Alltag & Gesundheit › Tod und Trauer › Mumien
(7) de.wikipedia.org/wiki/Gold
(8) de.wikipedia.org/wiki/Alchemie
(9) de.wikipedia.org/wiki/Der_Ring_des_Nibelungen
(10) de.wikipedia.org/wiki/Blattgold
(11) de.wikipedia.org/wiki/James_Bond_007_–_Goldfinger
(12) spiegel.de › Wirtschaft › Staat & Soziales › Gold 22.12.2014