Der Ruf der Götter (Glocke)

Die Installation „Der Ruf der Götter“ ist ein begehbarer schwarzer Quader. Im Inneren des Quaders befindet sich eine große Glocke, die zu schweben scheint. Der Effekt entsteht durch den Lichtkranz, den eine helle Lichtquelle im Inneren der um ca. 15 cm aufgeständerten Glocke bildet. Über Dolby-Surround-Technik werden unterschiedliche Glockengeräusche bis zum hin zum Ruf eines Muezzins im Quader zu hören sein. Bei der Installation entlädt sich die historisch, religiös determinierte Bestimmung der Glocke in einen möglichen Diskurs über die Vielfalt religiöser Vorstellungen.
Für die Realisierung der Installation könnte man auf Leihglocken oder gebrauchte Bronze- oder Stahlglocken zurückgreifen (glockenboerse-online.com). Um die Gewichtsproblematik zu umgehen, würde sich auch ein Nachbau in einem Kunststoff anbieten.


Der Ruf der Götter

Über Glocken

Glocken haben in vielen Religionen und Kulturkreisen eine besondere Bedeutung. Traditionell läuten die Kirchenglocken in evangelischen und katholischen Kirchen vor dem Gottesdienst, um die Gemeinde in die Kirche zusammenzurufen und während des Gottesdienstes zur Wandlung oder beim Segen. Ebenso wird geläutet für Taufen, Hochzeiten und Bestattungen. Aber auch in anderen Religionen haben Glocken besondere Bedeutungen und Funktionen. Tempelglocken werden häufig in Nepal für hinduistische und buddhistische Zeremonien verwendet. Eine der wichtigsten Kultgegenstände des tandrischen Buddhismus ist die Handglocke Ghanta (Drilbu). Im Hinduismus hängt an jedem Tempeleingang eine rituelle Glocke.

Ghantas werden bei hinduistischen Tempelritualen (puja) in Indien verwendet. Tempelglocken mit dem Maha-Mantra von Sri Devi sind in Kashmir anzutreffen.

Die Gantha wird in der linken Hand gehalten. Der Handgriff der Glocke ist oft ein halber Vajra. Die Stielhandglocke (sanskrit ghanta, tibetisch dril-bu) steht für das weibliche Prinzip und die Reinheit. Sie steht für die klare raumgleiche Natur der Weisheit mit den Tönen als Phänomenen, die aus dem Schweigen kommen und dorthin zurückkehren.

Vajra und Gantha sind Ritualgegenstände eines buddhistischen Hausaltars. Die Ganthas werden oft mit den Keimsilben der acht weiblichen Bodhisattvas verziert.

Handglocken gab es bereits im Jahr 1600 v. Chr. in China. Später bildeten sich in China bestimmte Glockentypen heraus wie die fozhong (Buddhanatur - Glocke) oder fanzhong und daozhong (daoistische Glocke). Die Herstellung von teilweise riesigen Glocken hatte den Hintergrund in der Vorstellung, dass mit ihrem Klang eine spirituelle Kraft ausstrahlt, die mit der Größe der Glocke anwächst.

Die Glocke hat eine 5.000 jährige Geschichte. Sie wurde in China „geboren“ und kam über den Orient nach Europa. Auch die mit 116 Tonnen schwerste intakte Glocke, die sogenannte Glücksglocke, hergestellt im Jahr 2.000, erklingt in China. Die Glocke ist 8,108 Meter hoch, hat an ihrem Rand einen Durchmesser von 5,118 Metern und ist 20 Zentimeter dick. Die Glocke befindet sich im Foquan-Tempel in Pingdingshan in Henan. Der Tempel liegt nahe dem Zhongyuan-Buddha, der weltgrößten Buddhastatue.

Die schwerste Glocke überhaupt ist die Zarenglocke. Sie weist ein Gewicht von 202 Tonnen auf. Sie konnte allerdings nie geläutet werden, da ein 11 Tonnen schweres Stück aus der Glocke herausbrach, als man sie aus der Gießgrube hob. Heutzutage kann man die Glocke auf dem Iwanplatz des Moskauer Kremls besichtigen.

Die größte freischwingende mittelalterliche Glocke läutet im Erfurter Dom. Die Gloriosa, lat. die Ruhmreiche oder die Glorreiche wurde 1497 gegossen. Sie wiegt 11,45 Tonnen bei 2,62 Meter Höhe und einem Durchmesser von 2,56 Meter. Sie erklingt im Ton e°. Die Gloriosa zählt zu den klangschönsten Glocken der Welt.


Der Ruf der Götter

In vielen islamischen Gesellschaften gilt die Kirchenglocke hingegen als Teufelswerk (Glocken sind die Psalmen (Musikinstrumente) des Satans) Al-Nawawi, ein sunnitischer Hadith Gelehrter des 7. Jahrhundert „Was Glocken betrifft, so wurde gesagt, dass der Grund dafür, dass die Engel sie nicht mögen, der ist, dass sie den Kirchenglocken ähneln, oder weil sie eines der hängenden Dinge sind, die verboten sind. Und es wurde gesagt, dass der Grund, warum sie nicht gemocht werden, ihr Klang ist.

Das 1971 von König Faisal eingeführte „Ständige Komitee für islamische Forschung und Rechtsfragen“ (Fataawa) im Königreich Saudi-Arabien erlaubt nur Glocken die in Häusern, Schulen usw. benutzt werden, sofern sie nichts beinhalten, das haram ist, wie z.B. indem sie den Kirchenglocken der Christen ähneln oder wenn sie musikalische Klänge erzeugen. In solchen Fällen wären sie aus den genannten Gründen haram.“ (Fataawaa al-Lajnah al-Daa’imah, 26/284) Es ist in Saudi-Arabien offiziell verboten, eine andere Religion als den Islam öffentlich zu praktizieren. Auf den Übertritt vom Islam zum Christentum steht die Todesstrafe, Bibeln sind verboten.

In Marokko ist das Läuten der Kirchenglocken seit 1960 offiziell verboten. Es wird als Werbung für den christlichen Glauben angesehen, was untersagt ist. Dieses Verbot ist religiös begründbar, steht jedoch zur Verfassung im Widerspruch: „Der Staat garantiert die freie Religionsausübung für Jedermann.“ In Tanger wurde lange die Höhe des Kirchturmes der spanischen Kathedrale beklagt. Als der Neubau einer Moschee unter König Mohammed V., dem Großvater des jetzigen Königs, anstand, musste das Minarett natürlich einige Meter höher sein.

In Indonesien, dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Erde, leben rund 19 Millionen Protestanten und acht Millionen Katholiken. Die Verfassung des südostasiatischen Inselstaates garantiert religiöse Freiheit, allerdings ist der Bau von Kirchen streng reguliert: Voraussetzungen für den Bau einer Glaubensstätte sind seit 2006 die Unterschriften von 90 Erwachsenen sowie die Zustimmung von mindestens 60 Personen anderen Glaubens aus der Nachbarschaft. Das örtliche „Forum für religiöse Harmonie“ muss dem Antrag ebenfalls seinen Segen geben.

In der Türkei ist das Läuten christlicher Kirchenglocken erlaubt. Es leben nur rund 100 000 Anhänger christlichen Glaubens in dem Land. 85 % davon sind allein in der Region Istanbul anzutreffen, wo die Christen vor allem der armenischen Gemeinde angehören.

Auch in Ägypten läuten Glocken. Bisher beschränkt sich der Streit zwischen Muslimen und Christen in den Gemeinden vor allem darauf, ob die Kirchenglocken lauter sein dürfen als der Ruf des Muezzins aus dem Lautsprecher des Minaretts.

In christlichen Mehrheitsgesellschaften, wie in Deutschland, kämpfen Muslime für die Akzeptanz ihres Gebetsaufrufes. Nicht selten beschäftigen sich Juristen mit dem Ruf des Muezzins. Mal entscheiden die Gerichte für, mal gegen den Muezzin. Bei den Argumentationen geht es manchmal um den Inhalt des Rufes, manchmal um die Lautstärke. Erst im Herbst 2020 wurde zum Beispiel nach jahrelangem Rechtsstreit über mehrere unterschiedlich entscheidende Instanzen, die Klage eines in der Nachbarschaft einer Moschee in Oer-Erkenschwick lebenden Ehepaares gegen den Ruf des Muezzins abgewiesen.

61 Prozent der deutschen Bundesbürger lehnen es ab, öffentliche Muezzin-Rufe in deutschen Städten zu erlauben. Das ergab eine Umfrage des Markt- und Sozialforschungsinstituts INSA-Consulere im Auftrag der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Nur 15 Prozent der Befragten sind für eine generelle Erlaubnis des öffentlichen islamischen Gebetsrufs.

2016 gab es nach Schätzung und Darstellung der Wochenzeitung Die ZEIT rund 2.750 Moscheen und muslimische Gebetshäuser in Deutschland. Im Vergleich gibt es rund 45.000 christliche Kirchen und rund 130 Synagogen in Deutschland.

Der muslimische Gebetsaufruf in deutscher Übersetzung:

„Allah (Gott) ist groß (größer als alles und mit nichts vergleichbar).
Ich bezeuge, dass es keine Gottheit gibt außer Allah (Gott).
Ich bezeuge, dass Mohammed Allahs (Gottes) Gesandter ist.
Eilt zum Gebet.…“
(Der Muezzin ruft fünfmal täglich zum Gebet)

Die 10 größten Glocken der Welt | Ten of the Day


Der Ruf der Götter


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