Sarg Sieben - Materialien

Das Jüngste Gericht

altaegyptisches totengericht
Altägyptisches Totengericht: Das Wiegen des Herzens. Szene aus dem Totenbuch des Schreibers Ani. Links: Ani und seine Frau Tutu betreten die Götterversammlung der Unterweltsrichter. Mitte: Anubis wiegt Anis Herz gegen die Feder der Maat, beobachtet von den Göttinnen Renenutet und Meschkenet, dem Gott Schai und Anis Ba-Seele. Rechts: Ammit, die Anis Seele verschlingen wird, wenn er die Prüfung nicht besteht, der Gott Thot bereitet den Bericht darüber vor. Oben: Die als Richter fungierenden Götter Hu und Sia, Hathor, Horus, Isis und Nephthys, Nut, Geb, Tefnut, Schu, Atum und Re-Harachte. (Foto: British Museum; Künstler unbekannt)

Die Idee des Gottesgerichts dürfte ihren Ursprung im Zoroastrismus (1.800 v. Chr – 600 v. Chr.) im östlichen iranischen Hochland, dem heutigen Afghanistan und im babylonischen Gottkönigtum (ab dem 3. Jahrtausend v. Chr.) und altägyptischen Jenseitsvorstellungen ( ab Ende 4. Jahrtausend v. Chr. bis zur Römerzeit) haben. Als Vorläufer monotheistischer Eschatologien behauptet schon der Zoroastrismus ein Totengericht und den endgeschichtlichen Entscheidungskampf zwischen Gut und Böse als Weltgericht. Der Gottkönig Babylons bewahrt als oberster Richter diesseitig die kosmische Ordnung; das Alte Ägypten kennt die Vorstellung von den jenseitigen, individuellen Totengerichten in den Pyramidentexten, Jenseitsbüchern und im Totenbuch.

Das Judentum vereinigt die kosmologische mit der zeitlichen Vorstellung im Gedanken eines endzeitlichen Weltgerichtes und anschließender messianischer Herrschaft (Jes 2,4 EU, Ez 7 EU, Dan 7,10 EU). Der Tanach kennt einen „Tag des Herrn“ bzw. einen „Tag des Gerichts“ als prophetischen Topos, welchen das Neue Testament übernimmt. Nach Jürgen Moltmann, einem deutschen, evangelischen Theologen, „theologisiert“ die jüdische Vorstellung die Gerechtigkeitsidee: Der göttliche Richter ist jenseits des Kosmos und nicht dessen integraler Bestandteil wie in Babylon.

Das Neue Testament überhöht diese Vorstellung als Anmahnung des nahenden Gerichtes über alle Lebenden und Toten. Es entscheidet über Himmel und ewige Verdammnis und ist notwendiges Moment der endgültigen und vollständigen Errichtung des Reiches Gottes. Die Gläubigen dürfen sich nach dieser Vorstellung auf den Tag des Gerichts freuen im Wissen, dass ihre Erlösung naht (Lk 21,28 EU), da der wiederkommende Christus die Strafe am Kreuz bereits getragen hat (Mt 8,17 EU). Dieser Gedanke scheint auch in den Gerichtszeichen auf, die während der Passion Christi gesehen worden sein sollen. Die bildreiche Darstellung des Gerichts in der Apokalypse des Johannes beschließt das Neue Testament.

Der Glaube an das Jüngste Gericht als Ende der Geschichte und Heimkehr zu Allah ist im Anschluss an die biblischen Vorstellungen ein zentrales Thema des im 7. Jahrhundert n. Chr. entstandenen Korans und Kernbestandteil des islamischen Bekenntnisses; wer das Gottesgericht in diesem Leben leugnet, verfällt als Ungläubiger in ewiger Verdammnis der Strafe des „Herrscher(s) am Tag des Gerichts“.

Das Jüngste Gericht spielte im mittelalterlichen Europa eine große Rolle. Da zu dieser Zeit die Menschen ständig in dem Glauben waren, es stehe als konkretes, historisches Ereignis kurz bevor, bemühten sie sich ihr Bestes zu tun, um Gott ihren Glauben zu zeigen und so in den Himmel zu gelangen.

Der gläubige Christ erbittet − im Vaterunser etwa − mit dem Kommen des Gottesreichs nicht zuletzt das Eintreffen des Jüngsten Gerichts. (1)

michelangelo das juengste gericht
Fresco von Michelangelo (1475-1564) Die Verdammten werden in die Hölle gestürzt (Ausschnitt des Jüngsten Gerichts 1536-1541) Sixtinische Kapelle, Rom

Darstellung des Jüngsten Gerichts in der Kunst

Entsprechend der Bedeutung des Jüngsten Gerichts im christlichen Mittelalter findet man bildliche Darstellungen von der Romanik bis in die frühe Renaissance, vor allem aber in der Gotik. Das Bildprogramm folgt dabei einem typischen Muster. Meist befindet sich oben mittig der thronende Christus (Pantokrator (= Allherrscher), Salvator Mundi (= Erlöser der Welt, Heiland), flankiert von Aposteln und/oder Heiligen. Stets werden (vom Betrachter gesehen) links die Seligen dargestellt, die in den Himmel auffahren, und rechts die Verdammten, die zur Hölle herabstürzen. Diese Darstellung entspricht der Ankündigung des Weltgerichts im Matthäus-Evangelium: „Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken“. (Mt 25,33, Einheitsübersetzung) (Dieselbe Links-Rechts-Ordnung findet man auch bei Kreuzigungs-Bildern, wo der „Gute Schächer“ zur Rechten Christi, der „böse“ zur seiner Linken dargestellt ist.) Oft begegnet man auch dem Erzengel Michael (mit Seelen-Waage und Schwert), den vier Evangelisten oder den klugen und den törichten Jungfrauen (letztere typischerweise mit offenem Haar dargestellt).

Ein bekanntes Gemälde des Jüngsten Gerichts stammt von Michelangelo (1536-41) und befindet sich in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan. Des Weiteren wurde das Jüngste Gericht des flämischen Malers Rogier van der Weyden in einem umfangreichen Altarbild versinnbildlicht, das sich in den Hospices de Beaune in Burgund befindet. Größte diplomatische Verwicklungen brachte die Kaperfahrt des Danziger Kriegsschiffs Peter von Danzig im Seekrieg der Hanse gegen England mit sich, die 1473 ein Schiff aufbrachte, das den bekannten Danziger Hans-Memling-Altar Das jüngste Gericht an Bord hatte, der eigentlich für die Medici bestimmt war. (2)

Das Jüngste Gericht und Jehovas Zeugen

Wie die Bibel sagt, hat Gott „einen Tag festgesetzt, an dem er die bewohnte Erde . . . richten will“ (Apostelgeschichte 17:31). Was genau passiert an diesem „Tag“ und warum ist er überhaupt nötig?

Gott wollte, dass der Mensch ewig auf der Erde lebt. Er hat sie nicht als eine Art Bewährungsort für ein künftiges Leben in einer anderen Welt gedacht. Doch die ersten zwei Menschen — obwohl rundum vollkommen — lehnten sich gegen Gott auf. Die Folge? Sie verbauten sich selbst den Weg zum ewigen Leben und lieferten auch alle Menschen nach ihnen der Sünde und dem Tod aus (1. Mose 2:15-17; Römer 5:12).

Der Gerichtstag ist eine 1 000-jährige Ära, in der sich den Menschen die Chance bietet, das wiederzubekommen, was Adam und Eva verloren. In der Apostelgeschichte 17:31 heißt es, dass der Gerichtstag über die „bewohnte Erde“ kommt. Alle, bei denen das Urteil gut ausfällt, werden dann unter idealsten Lebensbedingungen für immer auf der Erde leben (Offenbarung 21:3, 4). So wird durch den Gerichtstag Realität, was Gott von Anfang an für den Menschen und die Erde vorgesehen hat. Der von Gott berufene Richter ist Jesus Christus. Wie die Bibel erklärt, soll er „die Lebenden und die Toten . . . richten“ (2. Timotheus 4:1). Wer sind „die Lebenden“? Und wie werden „die Toten“ wieder auf der „bewohnte[n] Erde“ leben können?

Jesus richtet „die Lebenden“

Wir bewegen uns heute auf den Punkt zu, an dem Gott wie vorausgesagt unter die ganze verdorbene Gesellschaft einen Schlussstrich zieht und schlechte Menschen aus dem Weg räumt. Die Überlebenden sind dann die besagten „Lebenden“ (Offenbarung 7:9-14; 19:11-16).

 In dieser 1 000-jährigen Gerichtsphase wird Christus zusammen mit 144 000 Männern und Frauen — auferweckt zum Leben im Himmel — in königlich-priesterlicher Funktion über die Erde regieren, die dann wieder zu einem Paradies wird. Unter ihrer Regierung wird den Menschen all das, was Jesus durch seinen Tod möglich gemacht hat, zugutekommen. Gotttreue Menschen werden dann sowohl körperlich als auch psychisch Stück für Stück vollkommen werden (Offenbarung 5:10; 14:1-4; 20:4-6).

Während des Gerichtstags dürfen der Teufel und die Dämonen auf der Erde nicht mehr ihr Unwesen treiben (Offenbarung 20:1-3). Danach erhält er jedoch freie Hand, die Treue jedes einzelnen Menschen auf die Probe zu stellen. Wer dann fest zu Gott hält, wird sich da bewähren, wo Adam und Eva versagt haben, und sich so für das ewige Leben im Paradies auf der Erde qualifizieren. Wer sich aber gegen Gott stellt, besiegelt damit — wie schon der Teufel und die Dämonen — sein endgültiges Todesurteil (Offenbarung 20:7-9).

Wie „die Toten“ gerichtet werden

In der Bibel kann man lesen, dass die Toten am Gerichtstag „aufstehen“ werden (Matthäus 12:41). Jesus erklärte zu dieser Thematik: „Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gedächtnisgrüften sind, seine Stimme hören und herauskommen werden, die, welche Gutes getan haben, zu einer Auferstehung des Lebens, die, welche Schlechtes getrieben haben, zu einer Auferstehung des Gerichts“ (Johannes 5:28, 29). Er bezog sich damit nicht auf vom Körper losgelöste Seelen. Die Toten sind völlig ohne Bewusstsein und haben keine Seele, die nach dem Tod weiterlebt (Prediger 9:5; Johannes 11:11-14, 23, 24). Jesus wird sie aus ihrem Todesschlaf aufwecken, und zwar hier auf der Erde.

Wenn Christus regiert, werden Verstorbene auferweckt und können in einem Paradies auf der Erde leben.

Werden sie dann nach dem gerichtet, was sie vor ihrem Tod gemacht haben? Nein. Denn die Bibel lehrt: „Wer gestorben ist, ist von seiner Sünde freigesprochen“ (Römer 6:7). Wie alle Überlebenden des heutigen Systems werden auch die Auferstandenen nach dem beurteilt, was sie am Gerichtstag tun (Offenbarung 20:12, 13). Je nachdem, wie sie letztendlich ihr Leben führen, wird ihre Auferstehung entweder auf endloses Leben oder auf den endgültigen Tod hinauslaufen. Viele werden in dieser Zeit zum ersten Mal davon hören, wer Jehova Gott ist und was er sich von uns wünscht. Sie können dann ihr Leben auf seine Vorstellungen abstimmen und ewiges Leben auf der Erde erhalten. (3)

Der Jüngste Tag im Islam

Im Koran nimmt der Hinweis auf das Jüngste Gericht einen dominanten Raum ein. Der Begriff „Jüngster Tag“ erscheint 70 mal, der „Tag des Gerichts“ 13 mal. der „Letzte Tag“ 26 mal, das „Jenseits“ 113 mal.

Entsprechend dem imperialen Anspruch des Islam auf weltweite Geltung bestimmt Allah auch das Leben der Ungläubigen – selbst wenn diese das gar nicht (zu schätzen) wissen. Demnach wird nicht nur jeder muslim sondern tatsächlich jeder Mensch der je auf der Welt gelebt hat dem Jüngsten Gericht zugeführt werden. Dies ist die Konsequenz aus folgender Begebenheit: Als Allah Adam erschuf, nahm Er ihm den Schwur ab, Ihn als seinen Schöpfer anzuerkennen. Anschließend ließ Er aus Adam seine gesamte Nachkommenschaft, Generation um Generation, welche bis zum Ende der Welt auf der Erde geboren werden sollte, hervorgehen. Er breitete sie alle vor sich aus, um von ihnen ebenfalls dieses Gelöbnis entgegenzunehmen. Er sprach zu ihnen von Angesicht zu Angesicht: „Bin ich nicht euer Herr?“ und sie sagten: „Jawohl wir bezeugen es.“ „Sure 7, Vers 172 besteht darauf, daß Allah die Menschen mit dem Wissen um Seine alleinige Göttlichkeit geschaffen hat. Damit wird es unentschuldbar, am Jüngsten Tag die Wahrheit nicht gekannt zu haben.“ (4)

Wer wird beim Jüngsten Gericht bestraft?

Jeder Mensch wird vor Allah treten müssen. Während die ganze belebte und unbelebte Natur sich beständig vor Allah niederwirft und sich ihm vollständig unterordnet, so wie er es will, tun das längst nicht alle Menschen:

Sure 22, Vers 18: Siehst du nicht, dass alles, was in den Himmeln und auf der Erde ist, sich vor Allah niederwirft, die Sonne, der Mond, die Sterne, die Berge, die Bäume und die Tiere und viele Menschen? Vielen aber gebührt die Strafe.

Muslime, jedenfalls die wahrhaftigen Gläubigen, beugen sich also nicht nur im Gebet vor Allah nieder, sondern unterwerfen sich auch sonst vollständig Seinem Willen. Bedingungslose Niederwerfung ist die Voraussetzung für den Eintritt ins Paradies. Die sieben Himmel – das Paradies. Für alle Ungläubigen wie auch für Muslime ohne Willen zur vollständigen Hingabe, namentlich erwähnt seien die die Heuchler ist der schreckliche Weg vorgezeichnet.

Sogar die Hölle wird zum Politikum; im Koran gibt es 146 Referenzen dazu. Nur 6% (der ewig Verdammten) sind in der Hölle wegen moralischen Vergehen wie Mord, Diebstahl etc. Die anderen 94% befinden sich wegen der (intellektuellen) Sünde des Widerspruchs gegen Mohammed, einem politischen Verbrechen, in Dschahannam. Folglich ist die islamische Hölle ein politisches Gefängnis für Dissidenten. (5)

Der „Tag des Gerichts“ im Judentum

In den jüdischen Schriften, besonders im Alten Testament, gibt es mehrere Texte, die sich mit dem Gedanken des Weltgerichts und der Ankunft eines Messias auseinandersetzen. Die wichtigste ist das Buch Daniel - entstanden in der Zeit des „babylonischen Exils“. Nachdem König Nebukadnezar II. im sechsten Jahrhundert v. Chr. Jerusalem erobert hatte, wurde ein Großteil der Einwohner des Staates Juda nach Babylon deportiert. Auch hier ist die apokalyptische Schrift ein Aufbegehren gegen die Fremdherrschaft und drückt die Hoffnung aus, dass Gott das Weltgeschehen bis zu seinem Ende in der Hand hat: „Von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden viele erwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zur Schmach, zu ewigem Abscheu.“ (Dan. 12, 2)

3sat-Beitrag vom 10.2.2016: God's Cloud
Hölle, Tod und Auferstehung: Ist mit dem Tod alles aus? Diese Frage stellen sich die Menschen seit Anbeginn. Viele Religionen gehen wie das Christentum davon aus, dass es nach dem Tod noch etwas gibt. Doch was ist das?
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Wieviel Menschen lebten bisher auf der Erde?

Um eine exakte Antwort haben sich bereits die Scholastiker des Mittelalters bemüht, angetrieben durch pragmatische Sorgen: Wie viele Menschen passen in den Himmel? Ist die Hölle irgendwann voll? Wie groß ist die Zahl der Auserwählten, die am Ende der Welt ins Himmelreich gerettet werden? Zumindest Letzteres beantwortet die Primärquelle (Offenbarung 14:1, 3) genau, wenn auch mit einer erschütternd niedrigen Zahl: 144 000. Aber 144 000 von wie vielen insgesamt denn nun?

Eine Formel zur Berechnung der Größe der Menschheit

Mathematisch nähert man sich die Frage nach der aktuellen plus gewesenen globalen Gesamtbevölkerung mit Nathan Keyfitz, einem vor wenigen Jahren verstorbenen kanadischen Demografie-Vordenker. Sein Ansatz ist eine Formel, in die alle notwendigen Einflussgrößen auf die Populationsentwicklung eingehen – am wichtigsten Parameter wie die Geburtenrate der Menschen, die auch von der Lebenserwartung und der Dauer der "fortpflanzungsaktiven Zeit" einer Generation abhängt.

Ausgehend von der niedrigsten vorstellbaren Bevölkerungszahl (zwei, getrenntgeschlechtlich) zu einem Zeitpunkt x kommt man mit all diesen Parametern und der Formel dann zu einer ansteigenden Bevölkerungskurve seit x. Nun kann man den erhaltenen Graph mathematisch integrieren und damit die Gesamtzahl der Menschen in allen aufeinander folgenden Zeitabschnitten überschlagen. Der Teufel steckt dabei natürlich in allerlei Details, die in den keyfitzschen Formeln abgefangen werden sollen. Freunde der Mathematik finden die Weltbevölkerungsformel von Keyfitz und ihre Herleitung andernorts erschöpfend exakt erklärt.

Weil von einem kontinuierlichen und stetigen Ansteigen der Weltbevölkerung seit den ersten beiden Homo sapiens vor vielleicht 200 000 Jahren also kaum ausgegangen werden kann, greifen Populationsberechner zu einem Trick: Sie verlegen den Zeitpunkt x, ab dem die ersten zwei Menschen mit der Produktion der Nachkommen begannen, möglichst weit in die "Moderne"; etwa in eine Zeit um 50 000 v. Chr. Damit erklärt man zwar die Hälfte der Menschheitsgeschichte für quasi irrelevant – die ersten modernen Menschen lebten sicher deutlich früher –, am Endergebnis ändert das allerdings nicht viel.

Katastrophen und schwankendes Bevölkerungswachstum

Denn die Bevölkerung wuchs zu Beginn sehr lange nur sehr langsam: Die Keyfitz-Berechnung legt nahe, dass auch zwischen den Jahren 50 000 und 8000 v. Chr. (als geschätzt rund 5 Millionen Menschen lebten) wohl nur eine gute Milliarde Menschen gelebt hatten und gestorben waren. Dazu würden wohl nicht allzu viele mehr kommen, wenn der "Startpunkt x" weiter in die Vergangenheit verlegt wird (zumindest, wenn es einem eben nicht auf die Peanuts von ein paar Millionen Menschen mehr oder weniger ankommt). Die allermeisten Paläodemografen vermuten jedenfalls übereinstimmend, dass die gesamte Altsteinzeit hindurch ohnehin nur sehr wenige Menschen die Erde besiedelten. Sicher ist aber vor allem, dass die wenigen Menschen nicht lange lebten (die gemittelte Lebenserwartung lag wohl bei gerade einmal zehn Jahren).

Im Jahrhunderttausend vor der Zeitenwende, in dem die Menschen dann unter anderem die Landwirtschaft erfanden, beschleunigte sich der Anstieg der Bevölkerung stark – immer mehr Tote und Lebende erhöhen nun die Gesamtzahl der Menschheit. Die Demografen können auch die wahrscheinlichen Geburtenraten der jetzt folgenden Epochen immer besser – wenn auch alles andere als zweifelsfrei – einschätzen. Sie lag vor der Zeitenwende (als etwa 300 Millionen Menschen die Erde bevölkerten) bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hinein wohl bei erstaunlichen 80 (pro 1000, man gibt die Geburtenrate stets pro 1000 Menschen der Gesamtbevölkerung an. Zum Vergleich: Deutschlands Geburtenrate liegt bei mageren 8,4, eine in der modernen Welt als extrem hoch angesehene Geburtenrate erreicht die 50. Als Durchschnittswert für die heutige Welt gilt eine Geburtenrate von 30).

Insgesamt sinken also die Geburtenraten in der Neuzeit – trotz einer längeren Lebenserwartung und Fortpflanzungsperiode sowie großer medizinischer Fortschritte. Weil die Bevölkerung insgesamt aber derart viel größer ist als in der Steinzeit, steigt heute die Gesamtzahl der Menschen viel stärker als je zuvor. Aktuell kann man nach der Keyfitzschen Formel 108 Milliarden jemals geborene Erdenbürger ermitteln. (6)


(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Juengstes_Gericht
(2) http://anthrowiki.at/Juengstes_Gericht
(3) http://www.jw.org/de/publikationen/zeitschriften/g201001/was-ist-das-juengste-gericht/
(4) Ecyclopaedia of the Qur’an, Brill, Leiden + Boston, 2006, Seite 44
(5) http://derprophet.info/inhalt/das-juengste-gericht-htm/
(6) http://www.spektrum.de/frage/wieviele-menschen-lebten-auf-der-erde/1253576 abgerufen am 3.4.2017

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